If life were a Liquid - AHL6 Sextett

Jazz-Konzert

Samstag, 29. April 2023 * 20:00 Uhr

Eintritt: VVK € 18,– / AK € 21,– (*ermäßigt VVK € 16,- / AK € 19,–)

Ob der Begriff „Jazz“ noch für einen bestimmen Stil steht, mag fraglich sein. Er steht aber nach wie vor für einen bestimmten Zugang zur Musik: Einen aufgeschlossenen, egalitären, relevanten Zugang, der Musikerinnen und Musikern möglichst viel Freiheit zum Selbstausdruck einräumt – ohne dass sie befürchten müssen, sie könnten irgendwo eine imaginäre Trennlinie überschreiten. Jazz ist vor allem eine grenzenlose Musik – und Lukas Aichingers Projekt AHL6 verkörpert genau dieses Verständnis.

Es gibt viel zu schätzen an dieser Platte: die Risikofreudigkeit, das solide Spiel und den kräftigen Schlagzeugklang des Bandleaders; der scheinbar endlose Ideenreichtum des Gitarristen Markus W. Schneider (und auch seine Bereitschaft, den 80er-Jahre-Gitarrenhelden zu spielen); einen Bläsersatz, der in der Lage ist, Präzision mit einem schön muskulösen Klang zu verbinden. Die Improvisationen der Bandmitglieder sind durchwegs überzeugend, der wahre Star ist aber die Musik selbst: Aichingers Kompositionen erinnern mal an Sex Mob oder John Lurie und die Lounge Lizards. Sie sind dicht, ohne hektisch zu sein; komplex und schrullig, aber nie verfremdend; jedes Stück führt den Zuhörenden mit sicherer Hand den vom Komponisten bestimmten Weg entlang. Man nehme den Titeltrack „Thinker Try To Dance“: eine Odyssee in viereinhalb Minuten, vollgepackt mit vertrackten, wechselnden Grooves … aber irgendwie ist’s auch tanzbar, obwohl freilich eher ein Tanz, den man in zwei verschiedenen Schuhen machen würde. Einfachere Vergnügen gibt’s jedenfalls auch: Das funkige, scofield’sche „Duck Disco“ oder das elegische „DMIAL“ lädt ein, sich einfach zurückzulehnen und zu genießen.

Die Stücke, so Aichinger, haben oft gesellschaftliche Themen als Inspirationsquelle, insbesondere die rasende Veränderung der Welt durch neue Technologien. Solche Ideen werden in der Musik auch widergespiegelt: Elektronische Effekte von Gitarre und Trompete(!) huschen und kratzen immer wieder durch die Gegend, sind aber immer in den Stücken integriert. Als würde man sagen: Ja, es ist eine schräge neue Welt, aber vielleicht schaffen wir es doch noch, uns damit zu versöhnen. Kurzum, AHL6 hat eine ganz eigene Klangwelt geschaffen: Pressant, offenherzig und voller Überraschungen!

Thomas Liesinger – Trompete, FX
Robert Schröck – Altsaxofon
Leonhard Skorupa – Tenorsaxofon, Klarinette
Markus Schneider – E-Gitarre, FX
Tobias Pöcksteiner – Kontrabass
Lukas Aichinger – Schlagzeug, Komposition

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