Ohne Kunst und Kultur wird's still!
#kunstistsystemrelevant
Tattoo Stories – 5000 Jahre Kunst auf der Haut
Ausstellung über die faszinierende geschichte der tätowierung
Keine Termine gefunden.
14. Juni 2025 – 14. September 2025
In der Sommerpause vom 28.6. bis 28.7.2025 geschlossen.
Die Ausstellung ist zu besichtigen von Dienstag bis Freitag von 9:00 bis 16:00 Uhr, vor Veranstaltungen und nach Vereinbarung.
Eintritt: € 3,– (*ermäßigt € 2,– )
* Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder, Ö1-Club-Mitglieder, AK-Card, Schüler:innen, Lehrlinge, Student:innen, Zivil- & Präsenzdiener.
Erleben Sie die faszinierende Geschichte des Tätowierens! Die Ausstellung zeigt die Entwicklung der Tattoo-Kunst von ihren Anfängen bis heute und beleuchtet ihre kulturellen, technischen, medizinischen und künstlerischen Aspekte.
„Mit Haut und Haar“
Unser Körper und sein Aussehen stehen wie kaum etwas anderes im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Gleichzeitig werden durch die fortschreitende Digitalisierung zunehmend die äußeren Merkmale des Menschen verändert. Die ehemals „natürliche“ Körperlichkeit dominieren. Dabei handelt es sich keineswegs um ein neuzeitliches Phänomen: Schon seit Jahrtausenden gestalten, optimieren und inszenieren Menschen ihren Körper. Moderne Technologien beschleunigen diese Entwicklung in beispielloser Weise. Wir verändern und perfektionieren unser äußeres Erscheinungsbild und formen damit neue, physische Identitäten.
Im Rahmen des zweijährigen Programmschwerpunkts “Mit Haut und Haar“ widmet sich das OHO diesem Themenkreis, untersucht ihn in bewährter Manier aus unterschiedlichen Perspektiven – etwa aus historischer, künstlerischer, philosophischer und psychologischer Sicht. Welche Möglichkeiten bieten Medizin, Biotechnologie, Chemie und kosmetische Industrie bereits heute? Woran wird geforscht, woran gearbeitet? Kommen wir dem uralten Traum von der „ewigen Jugend“ näher? Wieviel Veränderung kann der menschliche Körper vertragen? Gibt es Grenzen der Manipulationsmöglichkeiten? Kann die Menschheit in der Zukunft die naturgegebene Endlichkeit ihrer Bioform tatsächlich real überwinden, so wie es bisher allenfalls in der Phantasie, etwa im Bereich von Literatur, Kunst oder in religiösen Glaubensvorstellungen möglich war?
Gesellschaft im Körperwahn?
Insbesondere die Schönheitsindustrie macht den Körper zur Projektionsfläche für Wünsche und Ideale. Ein bestimmtes Bild wird angestrebt: eines, das durch Diäten, Sport, Anti-Aging-Produkte, Schönheitsoperationen und Botox dauerhaft jugendlich erscheinen soll. Dabei nehmen viele Menschen erhebliche Eingriffe und Risiken in Kauf, oft mit drastischen Konsequenzen. Schönheitsoperationen sind längst zur Normalität geworden, die Kosmetikbranche setzt jährlich Milliarden um, und der Begriff „Body Positivity“ wird häufig von Essstörungen und Selbstzweifeln überschattet. Letztlich dreht sich alles um das eine Ziel: den perfekten Körper.
Durch Medien und gesellschaftlichen Druck geformte Vorstellungen und Definitionen des „schönen“ oder des „normalen“ Körpers erzeugen psychischen Druck, einen Zwang, das Ideal zu erreichen. Körpermodifizierungen werden zur Ultima Ratio, wenn der eigene Körper nicht dem gängigen Ideal entspricht. Unter dem Einfluss von Gentechnologie, Künstlicher Intelligenz (KI) und Medizin werden sich zukünftig wohl auch die Vorstellungen von Identität und Geschlecht wandeln.
Ein Hauch von Südsee-Exotik
Der englische Seefahrer und Entdecker James Cook beschrieb 1769 auf seiner ersten Reise in den südpazifischen Raum jenen seltsamen Brauch, den die indigene Bevölkerung Tahitis als Ta-tatau („kunstgerecht schlagen“, „eine Wunde schlagen“) bezeichnete. Cook ließ – wohl unabsichtlich - eine Silbe weg, so dass nur noch Tatau (englisch„tattow“) übrigblieb. Die rasche Verbreitung des Wortes erfolgte anschließend durch den tahitischen Prinzen Omai, den Cook von seiner Weltumsegelung im Jahre 1775 mit nach Europa brachte, um ihn hier als lebendes „Ausstellungsobjekt“ zu präsentieren. So wurde nicht nur der nackte, farbige und tätowierte Körper des „Wilden“ bestaunt, sondern auch das geheimnisvolle, exotische Wort Tatau. Daraus entwickelte sich der Ausdruck „Tatauierung“ sowie „Tätowierung“ aufgrund der falschen Einbürgerung des Wortes in die deutsche Sprache.


Ötzi – Linien und Kreuze auf der Haut
Tätowierungen haben eine lange und faszinierende Geschichte, die bis in die frühesten Zeiten der Menschheit zurück reicht. Der bekannteste archäologische Beleg für frühe Tätowierungen ist die Gletschermumie Ötzi, die auf etwa 3300 v. Chr. datiert wird. Seine Haut war mit zahlreichen Linien und Kreuzen verziert, die vermutlich therapeutischen Zwecken dienten. Auch in vielen anderen, frühen Kulturen waren Tätowierungen weit verbreitet. Die alten Ägypter, Kelten, Polynesier und indigene Völker Nord- und Südamerikas nutzten Tätowierungen zur Kennzeichnung von gesellschaftlichem Status, spirituellen Praktiken oder als Schutzsymbole.
Waren Tätowierungen früher nur in bestimmten Kreisen üblich, so hat das Tattoofieber nunmehr Menschen in allen Gesellschaftsschichten und Altersstufen gepackt. Vom Teenie bis zum Biker, vom Arbeiter bis zum Universitätsprofessor, bei Popstars und Schauspielern - überall sieht man Tattoos. Der Frauenanteil hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, sodass heute bereits jeder zweite Kunde eines Tätowier-Studios eine Kundin, also weiblich ist. Ebenso ist das Tätowieren heute nicht mehr eine Erscheinung von angeblich Kriminellen oder einer bestimmten Bewegung, sondern kann zurecht als eine Form von Körperkunst bezeichnet werden. In Österreich sind rund 15 bis 20% der Bevölkerung tätowiert, wobei der Anteil unter den 18-29jährigen wesentlich höher liegt. In Italien beträgt der Anteil der Tätowierten an der Gesamtbevölkerung bereits 48%.
The Dark Side of Tattoo
Eine Tätowierung war und ist immer ein soziales Symbol mit einer Wirkung nach außen und nach innen. Der Hautstich ist seit jeher Zeichen einer Lebensform, einer bestimmten Philosophie und ein Symbol für die Suche des Menschen nach einer eigenen Identität, um sich gegen andere Identitäten und manchmal auch gegen die von der Gesellschaft gewünschte Uniformität abzugrenzen.
Jedoch gibt es auch eine dunkle Seite der Tätowierungsgeschichte: die Zwangstätowierungen. In verschiedenen historischen Kontexten wurden Menschen gegen ihren Willen tätowiert, um sie zu kennzeichnen und zu stigmatisieren. Ein erschreckendes Beispiel sind die KZ-Tätowierungen im nationalsozialistischen Deutschland, bei denen Häftlinge in Konzentrationslagern mit Nummern versehen wurden. Auch in anderen Epochen, etwa im antiken Rom oder während der Sklaverei, wurden Zwangstätowierungen genutzt, um Menschen dauerhaft als Eigentum oder Straftäter zu markieren. Generell wurden Tätowierte in der Mehrheitsgesellschaft deshalb häufig als Außenseiter wahrgenommen, die Male auf ihrer Haut als Zeichen fragwürdiger Herkunft oder niedriger sozialer Stellung. Das hat sich in den letzten Jahren entscheidend geändert.

Vom Schatten ins Licht
Die Möglichkeiten, sich durch die Gestaltung der eigenen Haut auszudrücken, waren nie vielfältiger als heute. Dennoch bereut nach einer deutschen Umfragen jeder Fünfte seine Tätowierung und jeder Zehnte möchte sie wieder entfernen lassen.
Obwohl Tätowierungen inzwischen längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, wissen viele Menschen kaum etwas über die faszinierende Geschichte und Kultur des Tätowierens. Deshalb richten wir uns an alle Menschen, solche mit und ohne Tattoos, Alte und vor allem junge Menschen, und Alle die mit dem Gedanken spielen, sich tätowieren zu lassen…
… mit einer faszinierenden Ausstellung, die unter die Haut geht.
